Frühling, Sommer, Ernte, Herbst und Winter- so wie die Jahreszeiten in einem ewig fliessenden Reigen Wachstum entstehen lassen, so durchlaufen auch wir Menschen im Laufe unseres Lebens Phasen der Geburt, des Wachstums, der Reife, des Rückzugs und der Stille. Auf dem Weg zu mehr Reife durchwandern wir mehrere Zyklen des Werdens und Vergehens, der Neuorientierung und der Transformation.
Nutzen wir die Zyklen des Lebens, so wachsen wir Kreis um Kreis zu mehr Komplexität, Reife und Klarheit- ähnlich wie ein guter Wein.
Hermann Hesse beschrieb diese Kreise im Gedicht als Lebensstufen.
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf` um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wind vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesünde!
Hermann Hesse
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