Neuroathletik trifft Qigong - ein Blick auf die Verbindung von Körper, Geist und neuronaler Intelligenz
- Bertha Gloor
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Kürzlich habe ich an einem intensiven Kurs zur Neuroathletik teilgenommen - und ich muss sagen : Es war faszinierend ! Was mich dabei besonders berührt hat, war die Erkenntnis, wie stark neurologisches Training und Qigong - Übungen sich in ihrer Wirkung und Zielrichtung ähneln - auch völlig verschiedenen Welten kommen.
Was ist Neuroathletik?
Neuroathletik basiert auf der Idee, dass Bewegungen nicht einfach "trainiert" werden, sondern aus einem komplexen Zusammenspiel zwischen Gehirn, Nervensystem und Muskulatur entstehen. Es geht darum, gezielt neuronale Strukturen zu aktivieren, um Bewegungen effizienter, sicherer und gesünder zu gestalten.
Mit Techniken wie :
visuellen und vestibulären Übungen (z.B. Augenbewegungen, Gleichgewichtstraining),
gezielter Stimulation von Rezeptoren (z.B. Kiefer, Fusssohlen, Zunge),
bewusster Bewegungsschulung aus neurologischer Sicht lernen wir, das Nervensystem gezielt anzusteuern - mit erstaunlichen Effekten auf Körperhaltung, Schmerzverarbeitung und sogar emotionale Stabilität.
Und was hat das mit Qigong zu tun?
Als langjährige Qigong - Praktizierende habe ich während des Kurses immer wieder gedacht: "Das kenne ich doch!" Denn auch im Qigong geht es darum, durch feine, bewusste Bewegungen und tiefe Atmung das Nervensystem zu regulieren. Manche Parallelen waren für mich besonders eindrücklich:
GLEICHGEWICHT UND INNERE AUSRICHTUNG
In beiden Ansätzen spielt das Körpergefühl eine zentrale Rolle - Qigong nennt es " Stehen wie ein Baum", Neuroathletik spricht von Propriozeption und vestibulärer Stabilität.
ATMUNG ALS BRÜCKE ZUM NERVENSYSTEM
Beide Methoden nutzen die Atmung bewusst zur Regulation - Qigong durch das Qi, Neuroathletik durch den Vagusnerv und die sauerstoff Toleranz.
AUFMERKSAMKEIT UND NEUROPLASTIZITÄT
Bewusste, wiederholte Bewegungen schaffen neue neuronale Verbindungen - sowohl in der westlichen Neurowissenschaft als auch in der energetischen Tradition des Qigong ist das ein zentrales Prinzip.
Gibt es wissenschaftliche Belege ?
Zahlreiche Studien zeigen, dass Qigong - ähnlich wie Meditation oder neuroathletisches Training - neuroplastisches Prozesse im Gehirn unterstützen kann.
Einige Beispiele:
Bildgebende Verfahren zeigen, dass regelmässige Qigong - Praxis die Dichte der grauen Substanz z.B. im Hippocampus (Lernen, Gedächtnis) und präfrontalen Kortex ( Aufmerksamkeit, Emotionsregulation) erhöht.
Qigong kann bei älteren Menschen die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern und degenerative Prozesse verlangsamen.
Studien belegen auch eine Reduktion von Stresshormonen (wie Cortisol), was die neuroplastischen Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
Kurz gesagt:
Auch aus neurowissenschaftlicher Perspektive ist Qigong mehr als Bewegung - es ist ein Training für das Gehirn.
INTEGRATION IM ALLTAG UND IN DER THERAPIE
Was mich begeistert: Die Verbindung von östlichem Erfahrungswissen und westlicher Neurowissenschaft öffnet neue Türen - für Therapie, Prävention und persönliche Entwicklung. Ich experimentiere bereits damit, neuroathletische Elemente in meine Qigong - Praxis und therapeutische Arbeit zu integrieren. Die Ergebnisse sind subtil, aber spürbar - mehr Klarheit im Kopf, mehr Leichtigkeit in der Bewegung.
Ob wir es Qi, Nervensystem oder Bewusstseinsarbeit nennen - es geht immer um Verbindung: zum eigenen Körper, zur inneren Wahrnehmung, zur Welt. Neuroathletik und Qigong sprechen unterschiedliche Sprachen, aber sie erzählen dieselbe Geschichte:
Wie wir durch bewusste Bewegung unser Gehirn neu vernetzen können - und damit unser ganzes Leben.
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